Komplikationen bei Grippe – Herz und Lunge in Gefahr
Wenn der Körper durch eine Grippe geschwächt ist, haben Bakterien leichteres Spiel. Sie können die Bronchien oder die Nasennebenhöhlen aber auch die Lunge oder das Herz befallen. Treten solche Komplikationen auf, kann eine Grippe schnell gefährlich werden. Im Überblick
Von Bronchitis bis Sinusitis – von unangenehm bis gefährlich
Eine Grippe kann – besonders bei Risikopatienten – gefährliche Komplikationen nach sich ziehen. Sie sollte deshalb nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
Grippeviren können zusätzlich auf andere Organe übergreifen und zu Komplikationen führen. Meist treten Komplikationen aber dann auf, wenn zusätzlich zur Viruserkrankung
Bakterien ins Spiel kommen. Da die Schleimhäute im Körper häufig bereits durch die Grippeviren geschwächt sind, können sich Bakterien dort leichter einnisten und vermehren. So haben beispielsweise
Pneumokokken, also Bakterien, die
Lungenentzündungen verursachen, in bereits angegriffenen Atemwegen leichteres Spiel. Die Kombination aus Virusinfektion und bakterieller Infektion nennt man Superinfektion.
Die Lungenentzündung ist die gefährlichste Komplikation.
Virenoder Bakterien können aber auch andere Organe befallen. Weitere Grippe-Komplikationen sind deshalb:
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Risikogruppen: Grippe bei Asthma, Herzkrankheiten oder Diabetes
Bestimmte Risikogruppen infizieren sich nicht nur leichter mit Influenzaviren, sie haben auch ein erhöhtes Risiko für Komplikationen. Die Ständige Impfkommission des
Robert Koch-Institutsrät Menschen mit erhöhtem Risiko daher, sich jeden Herbst gegen Grippe impfen zu lassen. Zu diesen Risikogruppen gehören:
- Menschen über 60 Jahre,
- chronisch Kranke, die beispielsweise unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Asthma bronchiale, Diabetes mellitus, Leber- oder Nierenkrankheiten, Stoffwechselkrankheiten oder einem geschwächten Immunsystem leiden,
- Personen, die täglich mit vielen Menschen zu tun haben und deshalb häufiger mit dem Influenzavirus in Kontakt kommen, beziehungsweise die Grippe auf andere übertragen können (z.B. medizinisches Personal oder Personen, die in Einrichtungen mit viel Publikumsverkehr arbeiten).
Bei chronisch kranken Menschen besteht darüber hinaus die Gefahr, dass sich ihre Grunderkrankung – beispielsweise Asthma – nach einer Grippeerkrankung verschlimmert.
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Lungenentzündung bei Grippe
Breiten sich die Grippeviren aus, können sie auf das Lungengewebe übergreifen. Dann entsteht eine sogenannte virale Pneumonie (
Lungenentzündung). Meistens sind es jedoch
Pneumokokken (Bakterien), die die bereits geschwächten Schleimhäute der Atemwege besiedeln und eine Lungenentzündung verursachen.
Die Lungenentzündung ist die gefährlichste Komplikation einer Grippe. Sie ist für 80 bis 100 Prozent der Todesfälle in Zusammenhang mit einer Grippe verantwortlich.
Beschwerden und Therapie bei einer Lungenentzündung
Tritt bei jungen, sonst gesunden Menschen eine Lungenentzündung auf, kommt zu den
Grippesymptomen meist noch Luftnot hinzu. Beim Husten tritt eitriges Sekret auf, bisweilen schmerzt die Brust.
Anders ist das bei älteren Menschen. Bei ihnen verläuft die Lungenentzündung häufig schleichend und ohne die typischen Beschwerden. Deshalb besteht die Gefahr, dass eine Pneumonie zu spät erkannt wird und zum Tode führt. Umso wichtiger ist es daher, dass eine Pneumonie frühzeitig erkannt und mit
Antibiotika behandelt wird. Dann heilt sie in der Regel folgenlos aus..
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Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
Im Gegensatz zur Lungenentzündung wird die
Herzmuskelentzündung in der Regel durch Viren ausgelöst. Nur sehr selten sind Bakterien die Ursache. Eine Myokarditis tritt unabhängig vom Alter auf und muss nicht gefährlich werden. Oft bleibt sie sogar unbemerkt und heilt von alleine ohne Folgen aus. Sie kann aber auch zu einer
Herzinsuffizienz und schweren Schäden am Herzen führen.
Beschwerden bei einer Herzmuskelentzündung
Die meisten Menschen fühlen sich nach einer durchstandenen Virusgrippe schnell wieder ganz gesund. Ist das nicht der Fall, bleiben beispielsweise ein Schwächegefühl und Gliederschmerzen zurück, kommt es zu Herzrasen, -stolpern oder Schmerzen am Herzen, sollte an eine Herzmuskelentzündung gedacht werden. Auch Atemnot schon bei geringen Belastungen gehört zu den Symptomen einer Myokarditis.
Treten solche Beschwerden nach einer Grippe auf, sollten die Betroffenen sich von einem Arzt untersuchen lassen. Mithilfe eines
EKGs, einer
Echokardiografie und eines
Blutbilds kann der Arzt den Verdacht auf eine Myokarditis erhärten. Häufig wird dann zusätzlich eine
Biopsie durchgeführt. Das heißt, über einen
Herzkatheter wird etwas Gewebe aus dem Herzmuskel entnommen und untersucht. So kann der Arzt auch feststellen, welche Krankheitserreger die Entzündung verursacht haben.
Therapie: Ruhe, Ruhe, Ruhe
Besonders wichtig bei der Therapie einer Herzmuskelentzündung ist Ruhe. Solange der Betroffene schon bei der kleinsten Bewegung außer Atem gerät, sollte er absolute Bettruhe einhalten. Aber auch später muss er sich noch schonen. In der Regel wird den Patienten geraten, für ein halbes Jahr auf körperliche Belastungen wie beispielsweise Sport zu verzichten, um eine Herzinsuffizienz zu vermeiden.
Daneben können auch Medikamente helfen, das Herz zu entlasten – etwa
Diuretika,
ACE-Hemmer oder
Betablocker. Außerdem kann es sinnvoll sein, eine Behandlung durchzuführen, bei der die Viren abgetötet werden und das Immunsystem zu stärken.
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Komplikation bei Kindern: der Fieberkrampf
Bei Kindern kann es – wenn Fieber schnell steigt – zu einem Fieberkrampf kommen. Das Kind spannt den ganzen Körper an, zuckt und ist nicht mehr ansprechbar. Häufig atmet es ruckartig und verdreht die Augen.
Ein Fieberkrampf wirkt meist dramatisch und ist beängstigend, ist jedoch in der Regel harmlos. Die Symptome lassen meist nach einigen Minuten von alleine nach. Dennoch sollte das betroffene Kind von einem Arzt untersucht werden. Er kann auch Medikamente verordnen, die bei Auftreten eines erneuten Fieberkrampfs gegeben werden können. Bei Kindern, die schon einmal einen Fieberkrampf durchlitten haben, sollte außerdem früher damit begonnen werden, das Fieber zu senken – spätestens bei 39 Grad Celsius.
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